Eine Frage der Zeit – von Alex Capus
Nov 11th, 2007 by admin
Mein Resümee nachdem ich „Eine Frage der Zeit“ (des Schweizer Autors Alex Capus) gelesen habe: Der zwischenzeitliche Sprung in die Spiegel-Bestseller-Liste war sicherlich verdient, wobei das Buch über das Prädikat „schöne Geschichte“ nicht hinauskommt. Dabei behandelt es – aus meiner Sicht – einen spannenden Zeitraum und lässt sich über alle 304 Seiten gut lesen. Nun habe ich meinen persönlichen Eindruck voran gestellt, doch soll ein kurzer Einblick in den Handlungsverlauf von „Eine Frage der Zeit“ natürlich nicht fehlen:
Die Geschichte spielt vor bzw. während des 1. Weltkrieges. Erzählt wird dabei einerseits die Geschichte der Papenburger Schiffsbauer: Anton Rüter, Hermann Wendt und Rudolf Tellmann. Im anderen Erzählstrang steht der britische Leutnant Geoffrey Spicer Simson im Mittelpunkt.
Nachdem das Dampfschiff „Götzen“ in Deutschland zusammengebaut haben, wird es auch sogleich wieder auseinander genommen. Denn zum Einsatz soll es in weiter Ferne kommen: In der deutschen Kolonie „Deutsch-Ostafrika“. Und diese Aufgabe kommt den drei erwähnten Werftarbeitern zu. Unter Leitung von Anton Rüter sollen sie die Götzen in Einzelteilen nach Kigoma bringen und dort wieder aufbauen, sodass das Schiff schließlich für den Einsatz auf dem Tanganjikasee zur Verfügung steht.
Zunächst läuft alles nach Plan: Der Transport verläuft problemlos und der erneute Aufbau der Götzen geht ebenfalls recht zügig voran. Zwar macht ihnen die Hitze zu schaffen und mit dem Arbeitstempo auf der deutschen Werft können sie natürlich nicht mithalten, aber alles in allem konnte man zufrieden sein. Doch dann begann in Europa der 1. Weltkrieg und auch im Hafen von Kigoma schlugen bald deutsche Truppen ihre Lager auf. Für die drei Schiffsbauer blieb dies natürlich nicht folgenlos: Sie spielten nun eine wichtige Rolle für den Kriegsverlauf in Afrika, denn die Kontrolle über den Tanganjikasee hatte strategische Bedeutung für die Militärs.
Ebenfalls noch vor Beginn des 1. Weltkrieges setzt die Handlung rund um den englischen Leutnant Geoffrey Spicer Simson. Dessen Karriere hatte einen tragischen Verlauf genommen: Zwar selbstverliebt und teils egoistisch versuchte er dennoch stets das Beste für sein Land, leider hatte er dabei selten ein glückliches Händchen bei seinen Entscheidungen und so wurde er schließlich nach Afrika „strafversetzt“, wo er sich tagtäglich mit einer Flussvermessung die Zeit vertreiben durfte.
Diese Aufgabe entsprach natürlich keineswegs seinem Selbstverständnis und so sah er in dem begonnen 1. Weltkrieg seine große Chance gekommen. Und tatsächlich wurde er schon bald nach England zurückbeordert und bekam den Befehl über mehrere kleine Schiffe. Blöderweise wurde eines – durch Unaufmerksamkeit von Simson – von einem deutschen U-Boot versenkt. Das scheinbar endgültige Karriere-Aus des britischen Leutnants schien besiegelt: Trotz Krieg, bei dem ansonsten jeder Mann gebraucht wurde, versetzte man Simson an den Bürotisch, wo seine Arbeit aus dem endlosen abarbeiten von Aktenbergen bestand.
Doch einmal sollte er noch seine Chance bekommen: Die britische Armee will die Hoheit über den Tanganjikasee in Afrika gewinnen und plant hierfür zwei Schiffe nach Afrika zu schicken und sie dort durch den Busch zu transportieren. Eine Aufgabe, die wie gemacht scheint für den ehrgeizigen Leutnant Simson. Und so nimmt er diese Herausforderung überraschend umsichtig an und bringt die beiden Schiffe heil ans Ziel, wo es zur Zusammenführung beider Erzählstränge kommt.
Das Ende möchte ich diesmal nicht vorneweg greifen, denn ein wenig Spannung soll ja noch erhalten bleiben, sofern man vorhat „Eine Frage der Zeit“ selber zu lesen.